Das Herzensprojekt wächst

Autohalle in Andelfingen ZH

Das Herzensprojekt wächst

12. März 2021 agvs-upsa.ch – Noch herrscht auf der Baustelle in Andelfingen ZH emsiges Treiben. Doch schon im Herbst soll hier der neue Treffpunkt für Old- und Youngtimerfans stehen – samt Restaurant und Hotel. Die AGVS-Medien waren vor Ort und liessen sich die Idee hinter dem Konzept erläutern.

artikel_autohalle_1.jpgSeit dem ersten Tag ist auch «Lucie» auf der Baustelle vertreten. Der Citroën Traction Avant ist ein echter Scheunenfund und wird später im Bar- und Restaurant-Bereich der Autohalle mit der gesamten Patina zu bewundern sein. Quelle: AGVS-Medien
 

jas. Die Schweiz besitzt keine Rennstrecke und auch keine Autohersteller. Trotzdem ist die Faszination fürs Auto tief in der Gesellschaft verwurzelt, vor allem für Oldtimer. Rund 156 000 Fahrzeuge, die 30 Jahre oder älter sind, sind in der Schweiz zugelassen. Sie werden gehegt und gepflegt und zum Glück auch gefahren! Sie fristen nicht einfach hinter Abschrankungen in Museen ein Dasein als Stand- statt als edles Fahrzeug. Ein neuer Treffpunkt für Oldtimer- und Youngtimerfans nimmt momentan gerade im zürcherischen Andelfingen immer konkretere Formen an. Hier, direkt auf der Achse Stuttgart-Zürich, entsteht die Autohalle. Sie wird im Herbst 2021 eröffnet und bietet dann eine Vielfalt an Dienstleistungen für historische Fahrzeuge, aber auch Gastronomie und Events zum Thema Oldtimer.
 
Hinter dem Grossprojekt steht nicht irgendein namenloser Investor, der dank des aktuellen Booms von historischen Fahrzeugen rasch Kasse machen möchte, sondern der in der Region verwurzelte Oldtimersammler ­Thomas Meister. Ihm gehörte einst der nur einen Steinwurf von der jetzigen Baustelle entfernte internationale Hersteller modernster, industrieller Schleifmitteln, die Meister Abrasives AG. «Ich bin nicht der typische Sammler von Oldtimern, sondern viel mehr der typische Fahrer», präzisiert der Mann hinter dem Projekt Autohalle mit einem gewinnenden Lächeln. «Autofahren ist heute eher eine langweilige Sache, weil viele Fahrassistenzsysteme dem Fahrer die meisten Aufgaben abnehmen.» Der 63-Jährige hat eindeutig Benzin im Blut. Der erfolgreiche Unternehmer schätzt Gemütlichkeit und geniesst die Fahrten mit seinen Preziosen: «Ich tauche dank ihnen in eine andere, ‹autofahrerische› Welt ab und ein. Wo man noch etwas vom Fahrzeug spürt, riecht und auf den Motor hört.» Meisters Augen funkeln, wenn er von den unterschiedlichen Charakteren seiner Fahrzeuge spricht, denen er – wenig überraschend – sogar Kosenamen gegeben hat. In der Andelfinger Autohalle sollen nämlich auch seine Lieblinge wie etwa Valérie, ein Peugeot 504 TI von 1977, oder Grace, ein Rolls-Royce Silver Shadow Drophead von 1968, oder Amy, ein Jaguar E-Type von 1967, ihren Platz finden. Im Industriequartier des beschaulichen Andelfingen wächst nicht nur die neue Heimat von Thomas Meisters Fahrzeuge in die Höhe, hier soll auch ein Treffpunkt für Old- und Youngtimerfans entstehen. «Die Autohalle soll den Autos selbst ein zuhause bieten gleichzeitig den stolzen Besitzern und allen, die ihre Geschichten gern teilen möchten», erläutert Meister. Er mag Menschen mit Charakter und Meinungen, die auch eine Geschichte zu erzählen haben. Und genau für sie möchte er nun einen gemütlichen Begegnungsort schaffen.
 
artikel_autohalle_19.jpgNoch ist die künftige Autohalle eingerüstet, aber der Bau macht grosse Fortschritte und soll trotz Corona, wie geplant, im Herbst 2021 fertig werden. Quelle: AGVS-Medien
 

Daher entstehen in der Autohalle weit mehr als bloss 70 Einstellplätze mit konstanter Raumtemperatur und Stromanschluss an jedem Platz. Diese gewähren dank eines persönlichen Badges zudem jederzeit den Zugang zum eigenen Fahrzeug oder auch ein modernes, halbautomatisches Parkiersystem – eine Art Regal für 28 Fahrzeuge. In Zusammenarbeit mit dem angeschlossenen Werkstattbetrieb und dem Netzwerk aus Oldtimer-Markenspezialisten will die Autohalle auch verschiedene Service- Module für Fahrzeuge anbieten, von Wartung, über Reparatur bis hin zur fachgerechten Aufbereitung. «Hier entsteht eine topmoderne ausgestattete Werkstatt mit insgesamt fünf Liften sowie einer Grube, damit man auch problemlos an Vorkriegsfahrzeugen arbeiten kann», verrät Meister beim Rundgang durch die Baustelle. «Aktuell werden verschiedene Szenarien evaluiert – eine Vermietung der Oldtimer-Werkstatt kommt genauso in Frage wie ein eigener Betrieb.» Der Clou: Sowohl vom Eventbereich, der Platz für bis zu 300 Leute bietet, als auch vom Restaurant aus kann man dem Treiben in der Werkstatt zusehen.
 
Oder auch die Ankunft eines neuen Gastes auf vier Rädern mitverfolgen. Denn die Fahrzeuge der Langzeitmieter fahren sozusagen mitten durch den Raum bis zum Lift, der sie dann zu ihren Einstellplätzen bringt. «Wir nennen dies den Catwalk», erläutert Meister, «zwar findet die Einfahrt hinter einer Scheibe statt, aber man soll die einfahrenden Autos bewusst wahrnehmen können, wenn man im Restaurant sitzt und sogar die Vibrationen durch die Schallwellen der Motoren mitkriegen.» Auch alle, die keinen eigenen Oldtimer besitzen, aber die Faszination und Freude für diese Preziosen teilen, sollen mit der Autohalle auf ihre Kosten kommen. Daher sollen geführte Ausfahrten mit legendären Oldtimern und Youngtimern angeboten werden. Und vergisst man bei der Diskussion über einzigartige Klassiker oder lustvoll und sonor brabbelnde V8-Motoren einmal die Zeit, bietet die Autohalle sogar 20 Hotelzimmer für eine Übernachtung an. Und logischerweise darf man beim Weg auf die Zimmer einen Blick auf die eingestellten Fahrzeuge erhaschen. Dafür gibt es in den Gängen extra Fenster zur Einstellhalle. «Wir haben auch Mieter, die mehrere Fahrzeuge bei uns eingestellt haben. Einige diskret im Untergeschoss und einige prominent vor einem dieser Fenster.» In den stilvollen Hotelzimmern selbst sorgen extra erstellte Gemälde von Fahrzeugen aus Meisters Sammlung für eine individuelle Note.
 
artikel_autohalle_18.jpgFür den Initiant und Investor, Thomas Meister, ist die Autohalle in Andelfingen ZH ein Herzensprojekt und soll zum Treffpunkt für Klassiker- und Youngtimer-Fans werden. Quelle: Autohalle
 

Auch wenn vor dem Gebäude noch die Bagger am Arbeiten sind und im Innern vom gemütlichen Restaurant samt Grill oder auch dem Fumoir im Zwischengeschoss noch nichts zu sehen ist, spürt man sofort, wie viel Herzblut Initiant und Investor Thomas Meister mitbringt: «Für mich ist es ein Herzensprojekt. Es entstand aus meiner Liebe zu Autos, zu alten Autos, heraus.» Und zwar, als er seine Firma verkaufte und sich mit 60 Jahren noch viel zu fit oder unruhig für den Ruhestand fühlte. «Ich wollte doch noch etwas Unternehmerisches machen und so entstand nach und nach die Idee für die Autohalle.» Meister wollte sich schon länger eine Halle bauen, um seine Fahrzeugsammlung an einem einzigen Ort zu vereinen. «Wobei eine eigene Halle dann doch etwas zu gross gewesen wäre, so viele Fahrzeuge besitze ich auch wieder nicht», ergänzt er gutgelaunt. So kam Meister die Idee für einen Ort, an welchem sich Autoenthusiaten treffen können und der auch Platz bieten sollte für den gemütlichen Austausch. «Wir wollen nicht nur Exoten und Exklusive ansprechen», erläutert Thomas Meister, für den der soziale Aspekte und die Gemütlichkeit einen wichtigen Teil der Faszination für Oldtimer ausmacht. «Thema muss nicht immer nur das Auto sein, aber es bietet stets einen Ansatzpunkt für eine Diskussion.»
 
Und während er in einen anderen Teil des Rohbaus schreitet, umschreibt er seine Vision der fertigen Autohalle so: «Wenn ich hier reinkomme, stelle ich mir vor, dass es leicht nach gegrilltem Fleisch duftet und Gläser klirren. Menschen sitzen an der Bar und unterhalten sich. In der Küche sieht man im Hintergrund den Schein des offenen Feuers.» Dem passionierten Pfeifenraucher war es enorm wichtig, dass das Restaurant über einen offenen Grill verfügt und Gemütlichkeit ausstrahlt. «Es soll wie ein ‹Heimkommen› sein. Die Autohalle soll eine Art Sehnsuchtsort sein, den man zwar kennt, aber trotzdem immer und immer wieder gerne hingeht.» So möchte Thomas Meister und sein Team ab Herbst 2021 möglichst viele Stammkunden gewinnen, welche diese Gemütlichkeit, aber natürlich auch die Qualität und die Dienstleistungen der Autohalle zu schätzen wissen. Doch wie sieht eigentlich für den Initiation und Investor, der anderen ein Rundum-Sorglos-Paket für Oldtimer schnürt und mit seinem Herzensprojekt einen neuen Treffpunkt schafft, ein perfekter Tag mit einem seiner Fahrzeuge aus? «In einen solchen Tag starte ich meistens schon am Vortag, weil ich wissen will, wie es meinem Oldtimer geht», verrät Meister. Dabei wirft er jeweils einen Blick in den Motorraum und prüft Flüssigkeiten wie Bremsflüssigkeit und Motorenöl. «Vor der Abfahrt selbst gibt’s nochmals einen kurzen Kontrollblick und dann rede ich meistens noch mit meinen Wagen. Selbst, wenn es nur ein kurzes Zuzwinkern ist, bevor ich mich ans Steuer setze.»
 
artikel_autohalle_5.jpgIm fertigen Restaurant findet auch «Lucie» dann ihren fixen Platz in der Autohalle. Der Clou: Von hier hat man auch freie Sicht auf den Eventbereich, den «Catwalk», über den Oldtimer in die Einstellhalle einfahren, oder auch auf die Werkstatt. Quelle: Autohalle

Während der 63-Jährige weitererzählt, wird seine Faszination für Old- und Youngtimer immer besser greifbar: «Dann kommt der Moment, in dem man den Zündschlüssel dreht. Sofort hört man, ob alles so klingt, wie man erwartet. Amy, ein Jaguar E-Type Serie 1, hat beispielsweise einen Sound zum Dahinschmelzen genau wie die gleichnamige Sängerin Amy Winehouse.» Der E-Type sei ein Fahrzeug, das man jedoch bändigen müsse, das seine Zicken habe, aber gleichzeitig eben extrem viel Spass mache. «Der Jaguar ist ein Rebell, an den man sich bei der Ausfahrt herantasten muss. So hat jedes Fahrzeug seinen eigenen Charakter. Das ist so spannend für mich.» Spannend wie diese Geschichte und der Rundgang über die Baustelle ist vor allem das Gesamtprojekt der Autohalle, mit dem Meister der Region Andelfingen auch etwas zurückgeben möchte. «2031 möchte ich gemütlich eine Pfeife rauchend im Fumoir sitzen und auf zufriedene Gäste und ein zufriedenes Team blicken können», so Meister zum Abschluss des Baustellenrundgangs – ein Wunsch, der durchaus realistisch scheint. 
 
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