Von der Werkstatt in den Hörsaal

«Irgendwann kann man sagen: Ich habe es geschafft»

Chiara Affolter hat ihre Grundbildung als Automobil-Mechatronikerin EFZ mit Berufsmaturität abgeschlossen. Heute studiert sie Automobiltechnik an der Berner Fachhochschule in Biel. Auch in den Semesterferien bleibt sie dem Autogewerbe treu.
Publiziert: 20. Oktober 2025

Von

Ilir Pinto


										«Irgendwann kann man sagen: Ich habe es geschafft»
Chiara Affolter étudie aujourd'hui la technique automobile à la Haute école spécialisée bernoise (BFH) à Bienne (BE). Pendant ses vacances semestrielles, elle travaille au garage Auto Studer AG à Langenthal (BE), où elle a fait son apprentissage. Photo : médias de l’UPSA

Zwei Monate lang arbeitet Chiara Affolter in diesen Sommerferien bei der gleichen Garage wie schon während ihrer Lehre, der Auto Studer AG in Langenthal BE. Bereits im Februar 2024 wurde sie im AUTOINSIDE porträtiert – damals als frisch diplomierte Automobil-Mechatronikerin EFZ mit Berufsmaturität, kurz vor dem Eintritt ins Studium und mit dem Wunsch, der Technik treu zu bleiben. Die 21-Jährige hat kürzlich das zweite von sechs Semestern ihres Vollzeitstudiums an der Berner Fachhochschule (BFH) in Biel BE abgeschlossen. «Ich finde es schön, dass ich während der Ferien wieder hier arbeiten darf», sagt sie. Gerade erst war sie zwei Wochen in Kroatien, bald schon geht das Studium weiter.

Warum ausgerechnet Automobiltechnik? «Ich wollte unbedingt etwas mit Autos machen. Maschinenbau oder Elektrotechnik wären mir zu breit gefächert gewesen», so Affolter. An der BFH liege der Fokus genau dort, wo sie ihn haben wolle: auf Technik, Mechanik, Elektronik, und dabei alles rund ums Auto. «Viele Absolventinnen und Absolventen arbeiten später in der Entwicklung und Testphase von Autokomponenten oder in der Aerodynamik», sagt sie. Trotz der zunehmenden Elektrifizierung der Branche bleibe der Verbrennungsmotor präsent; das Studium bilde beides ab. Besonders reizvoll: das Bern Racing Team, in dem Studierende gemeinsam ein Rennfahrzeug entwickeln. «Ich würde dort gerne mitmachen», sagt Affolter.

 

Selbstorganisation gefragt

Die ersten beiden Semester seien von naturwissenschaftlichen Grundlagen geprägt gewesen: Physik, Mathematik, Chemie, Elektrotechnik. Direkt mit Autos hat das zunächst wenig zu tun. Doch das ändert sich laut Chiara Affolter. Sie erklärt: «Je weiter es im Studium geht, desto spezifischer wird es. Bald kommen Module wie Programmieren und Getriebetechnik dazu.» Anders als in der Lehre sei das Studium stark durch Selbstorganisation geprägt. Es gebe wenig Präsenzunterricht, aber dafür viele Prüfungen während des Semesters. Zwölf Module pro Semester seien es jeweils.

Die grösste Herausforderung? «Ganz klar: Mathematik. Es ist viel Stoff in kurzer Zeit, und das Fach ist stark gewichtet», so Affolter. In der Prüfungsphase bleibe jeweils wenig Freizeit. «Mit dem Fussball zusammen ist es manchmal schon viel», sagt sie. Doch sie ergänzt: Lernaufwand hänge vom Typ ab. «Manche brauchen mehr Zeit, andere weniger.»

 

Starker Zusammenhalt

Nicht jedes Fach erschliesst sich auf den ersten Blick. Chiara Affolter erzählt: «Man fragt sich manchmal, wozu man das braucht. Aber später erkennt man dann doch die Zusammenhänge, wie etwa in der Digitaltechnik.» Was sie ebenfalls überrascht habe: der Zusammenhalt unter den Studierenden. «Man arbeitet viel mehr zusammen als in der Lehre. Der Spirit ist anders.»

Und wie viel hilft das Studium bei der Arbeit in der Werkstatt? «Es ist eher schwierig, aber mein physikalisches Verständnis ist sicher gewachsen», so Chiara Affolter. Umgekehrt bringe der Ferienjob auch keine direkten Vorteile im Studium, aber das technische Umfeld bleibe vertraut.

 

Analytik statt Konstruktion

Langsam werde es konkreter, was ihre berufliche Zukunft angehe. «Ich tendiere zur analytischen Richtung. Also Bauteile testen, auswerten… das interessiert mich mehr als das Zeichnen.» Im dritten Jahr gehe es inhaltlich Richtung Fahrwerkstechnik, Konstruktion und Informatik. Auch das Thema automatisiertes Fahren stehe auf dem Plan. Im fünften und sechsten Semester könnten sich die Studierenden dann gezielt vertiefen.

Und was rät Chiara Affolter jenen, die sich für eine ähnliche Laufbahn interessieren? «Das Interesse muss auf jeden Fall da sein. Und man muss Geduld mitbringen.» Damit meint sie, dass man am Anfang des Studiums noch kaum etwas Technisches sehe. «Aber es lohnt sich. Irgendwann kann man sagen: Ich habe es geschafft.» Der Studiengang Automobiltechnik wird zurzeit in der Schweiz nur in Biel und als Vollzeitstudium angeboten.